Donnerstag, 14. Dezember 2023 - 19:00
"Das Transgehirn?" Eine kurze Geschichte des naturalisierten Konzepts von Transness in der Transmedizin und den Neurowissenschaften
mit Lu Pesarini
Am 14ten August dieses Jahres veröffentlicht die Internationale Schach Föderation, FIDE, ihre neuen Regularien bezüglich Transspieler*innen. Das Papier beinhaltet den Ausschluss von Transfrauen und Transfemmes aus der Kategorie der Frauen. Die dem Ausschluss zugrundeliegende Begründung bezieht sich auf die Idee, dass Transfrauen ein "männliches" oder zumindest "nicht weibliches Gehirn" hätten, was ihnen einen unfairen, natürlichen Wettberwerbsvorteil verschaffe. Das Beispiel der FIDE Regularien zeigt, wie das Narrativ inhärenter und binärer, neuronaler Geschlechtsdifferenzen, sowohl cis als auch trans Frauen betrifft (wenn auch nicht gleichermaßen): Die Rechtfertigung, die Trans Frauen aus der Kategorie der Frauen ausschließt und sich auf die transphobe Vorstellung stützt, dass sie männliche Körperteile haben - in diesem Fall ihre vermeintlich "männlichen Gehirne" anstelle von "männlichen Genitalien"-, führt gleichzeitig zur Vorstellung, dass Cis Frauen Cis Männern bei bestimmten Aufgaben von Natur aus unterlegen sind.
Der Vortrag gibt einen Einblick in die geschichtliche Genese der Vorstellung des "Transgehirns". Im Zentrum des Vortrags steht die Übersetzung des Konzepts aus der Transmedizin der 1950er und 60er Jahre in die heutigen Neurowissenschaften sowie ihre naturalistischen und ausschließenden Effekte.
Lu Pesarini, transfeminin und nicht-binär, studiert im Master Soziologie an der Goethe Universität Frankfurt am Main. Lu's Fokus liegt auf Trans Studien, feministischen Neomaterialismus und STS. Dabei arbeitet Lu besonders am Konzept des "trans materialism", das verschiedene materialistische Ansätze um und zu Trans(ness) versammelt, um Machtformen zu analysieren, die spezifische Trans Körper hervorbringen , disziplinieren und regulieren.
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