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Donnerstag, 13. November 2025 - 18:00

"Ist das Subkultur?" - Podiumsdiskussion

mit YungFSK18, Linus Volkmann, Veronika Kracher und Jens Balzer

Musik ist schon lange nicht mehr der bestimmende Vektor subkultureller Sozialisation. Die lockeren Entwürfe der Popkultur werden ersetzt durch komplexe Nischen virtueller Anonymität. Mit Hyperindividualisierung geht dabei auch ein fragiler Status von Subjektpositionen einher.

Permanent werden Debatten über Verbindlichkeit, Safer Spaces und Anerkennung geführt. Sogenannte dritte Orte bilden dabei die Kristallisationspunkte der Kommentare im Netz und der soziologischen Forschung.

Parallel dazu schwinden Kneipen und Parks, Kinos und Galerien zusehends aus dem Stadtbild, und mit ihnen das Potential für Erfahrungen jenseits des gewaltvollen Zugriffs der bürgerlichen Ordnung.

Die massenhafte digitale Verfügbarkeit subkultureller Nischen suggeriert Partizipationsmöglichkeiten für alle, doch Clubs und Museen, Biennalen und Festivals bieten den meisten nichts als Arbeitsplätze oder Ausschlüsse, während Co-Working Spaces zu Treffpunkten nachbarschaftlicher Gemeinschaft verklärt werden.

Sind Subkulturen vollständig in der Warenförmigkeit aufgegangen? Sind sie ohne Orte, Veranstaltungen und Praktiken jenseits des digitalen Raums überhaupt vorstellbar? Und werden sie dem Moment der progressiven Negation gerecht, ohne den sie einst nicht zu denken waren?

Bei der Auftaktdiskussion der kritischen Einführungswoche gehen wir den Spannungsverhältnissen zwischen Internet und Eckkneipe, Befreiung und Patriarchat, Identität und Kollektiv auf den Grund.

Die Rapperin Yung FSK18 versteht ihre künstlerische Arbeit als Synthese aus autobiografischen Storylines, Sozialkritik und popkultureller Dekonstruktion. Sozialisiert in der lokalen Graffiti- und Hip-Hop-Szene in Halle (Saale), spiegelt ihre Musik eine Konstellation aus herausfordernden Alltagsszenarien, affektiver Ökonomie und sexueller Selbstermächtigung wider. In ihren Texten erzählt sie vom Nachtleben ostdeutscher Großstädte: Drogen, Sex, Mental Health, Verlust, Solidarität und der Sehnsucht nach Gefühlen.

Linus Volkmann ist Autor, Journalist und Foto-Love-Story-Ultra. Seine Texte, Rants und Clips finden sich unter anderem bei Spiegel Online, Die Zeit und im Musikexpress. Der von ihm für Jan Böhmermanns "neo magazin royale" konzipierte Beitrag "Eier aus Stahl - Max Giesinger und die deutsche Industriemusik", welcher in den Song "Menschen, Leben, Tanzen, Welt" mündet, erhielt den Grimme Preis. Der unternehmungslustige Wassermann unterhält überdies einen Podcast über Hörspiele, "Ausnahme der Rose", und einen über Beziehungsthemen, "Komm Küssen".

Jens Balzer, geboren 1969, lebt in Berlin. Er ist Schriftsteller und Autor im Feuilleton von DIE ZEIT. Zu seinen Büchern gehören eine bislang dreibändige Popkultur- und Gesellschaftsgeschichte ("Das entfesselte Jahrzehnt. Sound und Geist der 70er", "High Energy. Die Achtziger - das pulsierende Jahrzehnt", "No Limit. Die Neunziger - das Jahrzehnt der Freiheit", Rowohlt Berlin 2019 bis 2023) sowie die Essays "Ethik der Appropriation" und "After Woke" (Matthes & Seitz Berlin, 2022 und 2024). Zuletzt erschien von ihm der Comic "Salut, Deleuze!" (mit Martin tom Dieck, Reprodukt, Berlin 2025).

Veronika Kracher, 1990 in München geboren, beschäftigt sich mit der Incel-Subkultur, der Alt-Right, Imageboards wie 4chan und Rechtsterrorismus - irgendjemand muss es ja tun. Weitere Forschungsschwerpunkte sind Feminismus und Patriarchatskritik, Antisemitismus, Literaturtheorie und Popkultur. Regelmäßige Publikationen u. a. in »konkret«, »Jungle World«, »Neues Deutschland« und »Antifaschistisches Infoblatt«. Wenn sie sich nicht gerade durch die Sümpfe toxischer Online-Kulturen wühlt, guckt sie Horrorfilme, liest Romane von Gisela Elsner, spielt Video- und Pen-and-Paper-Rollenspiele, besucht Postpunk-Konzerte und trinkt Wein.

_source_ : https://asta-frankfurt.de/mitmachen/kritische…
_source_ : message received on 30. Oktober 10 Uhr