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Dienstag, 25. September 2018 - 18:00

Vom Frauen*streik zur 4in1-Perspektive? Das Gute Leben für Alle als konkrete Utopie gemeinsam erkämpfen!

Diskussionsveranstaltung mit Frigga Haug und dem Frauen*streikbündnis Berlin

In unserem politischen Alltag und mit unseren Aktivitäten reagieren wir häufig nur auf aktuelle Ereignisse und die politischen Entscheidungen anderer. Warum gründet unser politisches Handeln aber nicht auf unseren eigenen Vorstellungen? Wie stellen wir uns eine Zukunft vor, in der das Gute Leben für Alle Wirklichkeit ist? Im Sinne einer solidarischen Gesellschaft, als Maßstab, den wir an unsere Tagespolitik anlegen könnten, schlug Frigga Haug vor einigen Jahren die 4-in-1-Perspektive vor: Die Neuverteilung von Arbeit, die Beteiligung aller an der Gestaltung der Gesellschaft und wie es um die Verfügung eigener Zeit steht, sind zentrale Ansätze ihrer Überlegungen.

In dieser Veranstaltung stellt uns die Philosophin und Soziologin Frigga Haug die 4-in-1-Perspektive genauer vor. Dabei gibt es genügend Raum für gemeinsame Diskussionen, um gemeinsam unsere Vorstellungen zu den Einsatzmöglichkeiten von 4-in-1 für eine queerfeministische, linke Politik, auszutauschen und uns in Bewegung zu bringen. Wir laden daher alle ein, die sich mit 4-in-1 bisher noch nicht beschäftigt haben sowie auch die, die das Modell schon kennen und es in ihrem politischen Alltag bereits umsetzen oder dies gerne möchten. Denn wir müssen selbst aktiv werden, wenn wir die strukturelle Ausbeutung und Diskriminierung von Frauen* in Betrieben, in Sozialversicherungen und in privaten Haushalten verändern möchten und einer veränderten geschlechtlichen und gesellschaftlichen Arbeitsteilung und einer radikalen Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit und einer neuen Verfügung über die eigene Lebenszeit ein Stück näher kommen wollen.

Eine konkrete Aktionsform in Richtung der 4-in-1 Perspektive und zur Weiterentwicklung feministischer Kampfformen bietet der Frauen*streik. Die Bewegung Ni una menos (Nicht eine weniger - eine Mobilisierung gegen Gewalt an Frauen) in Argentinien hatte für den 19. Oktober 2016 zum feministischen Streik aufgerufen - inzwischen haben sich feministische Bewegungen in zahlreichen Ländern angeschlossen. Zuletzt erreichten uns insbesondere die Nachrichten aus Spanien, wo sich am vergangenen Frauen*kampftag über 5 Mio. an Mobilisierungen und Aktionen beteiligten und das Land damit lahmlegten. Daher fragen wir uns bei der Veranstaltung mit Aktivist*innen aus dem Frauenstreikbündnis Berlin: Ist der hierzulande geplante Frauen*streik für den 8. März 2019 der Auftakt zu einer neuen Welle des Widerstands gegen die zahlreichen Ungerechtigkeiten von Patriarchat und Kapital? Wie lässt es sich feministisch streiken und welche Aktionen lassen sich gemeinsam planen, um in verschiedenen gesellschaftlichen Feldern den kapitalistischen Betrieb still stehen zu lassen? Und wie behalten wir dabei eine bedürfnisorientierte Gesellschaft ohne Kapitalismus und Patriarchat im Auge?

Wir haben an diesem Abend daher auch Gelegenheit zu diskutieren, welche Perspektiven ein bundesweiter Frauen*streik 2019 und darüber hinaus hat und ob Frankfurt am 8. März 2019 mit dabei ist, wenn gestreikt werden soll. Denn auch in Deutschland gibt es genügend Gründe für einen feministischen Streik. Dazu gehören die 280 Frauen, die allein 2015 und 2016 von ihren (Ex-)Partnern ermordet worden sind, die fortwährende Kriminalisierung des Schwangerschaftsabbruches, die systematische Unsichtbarmachung all der unbezahlten Sorgearbeit, die hauptsächlich Frauen* leisten und ohne die es keinen Wohlstand in unserer Gesellschaft gäbe, die zunehmende repressive Gesetzgebung gegenüber Frauen* in der Sexarbeit durch das Prostitutionsschutzgesetz sowie eine Sozial- und Bildungspolitik, die Ausschluss und Armut produziert, statt Teilhabe und ein gutes Miteinander zu fördern.

Das TITANIA als Veranstaltungsort ist für das Thema passender und aktueller denn je, hielt hier doch am 26. September 1913 Rosa Luxemburg eine leidenschaftliche Rede über "Die politische Situation und die Aufgabe der arbeitenden Klasse". In diesem Sinne: Organisieren wir zwei, drei, viele Frauen*streiks! Women of the world - unite!

_source_ : https://achtermaerzffm2018.wordpress.com/
_source_ : message received on 14. September 16 Uhr