Mittwoch, 17. Oktober 2018 - 19:00
Wie weiter, Nicaragua?
Mittwoch, 17. Oktober 2018 - 19:00
Wie weiter, Nicaragua?
Die Lage in Nicaragua scheint sich beruhigt zu haben, doch der Schein trügt. Die Protestbewegung hat den Status Quo infrage gestellt, das Regime wankt, aber es fällt (noch) nicht. Wie also weiter, Nicaragua? Mit Mónica Baltodano und Amaru Ruiz.
Zwar gibt es nicht mehr so viele Tote wie im Sommer, als Polizei und Paramilitärs die überall im Land errichteten Straßenblockaden brutal beseitigten, doch noch immer wird vereinzelt auf Demonstrationen der Protestbewegung geschossen, noch immer sterben Menschen.
Zehntausende haben Nicaragua fluchtartig verlassen, suchen Schutz in Costa Rica und anderen Ländern; Ärzt_innen wurden entlassen, weil sie Demonstrierende versorgten; Aktivist_innen werden verhaftet, ein neues "Antiterrorgesetz" sieht lange Haftstrafen für sie vor; viele andere werden bedroht und diffamiert - auch die medico-Partnerorganisationen.
Vom einstigen sandinistischen Revolutionsprojekt, Symbol und Projektionsfläche weltweiter Solidarität in den 1970er und 1980er Jahren, ist in der Revolutionspartei FSLN nichts mehr übrig. Der einstige Revolutionär und erneute Präsident seit 2007, Daniel Ortega, schenkte der erzkonservativen Kirche das Verbot von Abtreibungen, paktierte mit dem Unternehmerverband und korrupten Eliten im Tausch gegen den eigenen Machterhalt. Unter der Führung von Ortega und seiner Frau Rosario Murillo bestimmen Korruption und Vetternwirtschaft, neoliberaler Ausverkauf und Repression das Land. Demokratie und Sozialismus? Fehlanzeige.
Die Protestbewegung hat den Status Quo infrage gestellt, das Regime wankt - auch infolge der ökonomischen Krise - aber es fällt (noch) nicht. Wie also weiter, Nicaragua?
Mónica Baltodano war Kommandantin der sandinistischen Guerilla, hat sich 2005 von Ortega und der FSLN losgesagt und ist Präsidentin der medico-Partnerorganisation Popol Na, die seit Jahren die Bewegung gegen den Bau eines interozeanischen Kanals durch Nicaragua unterstützt. Sie äußert sich immer wieder öffentlich gegen das Regime und wurde mehrfach bedroht.
Amaru Ruiz ist Vorsitzender der Fundación del Río, die sich für den Schutz der natürlichen Ressourcen Nicaraguas einsetzt. Ein Auslöser der Proteste im vergangenen April war ihr Engagement gegen die Nicht-Reaktion der Regierung auf einen verheerenden Brand im Naturreservat Indio Maíz.
Moderation: Moritz Krawinkel (medico international. Er kehrt kurz vor der Veranstaltung von einer Reise nach Nicaragua zurück)