Dienstag, 9. April 2019 - 19:00
Quo vadis, Venezuela? Mit Edgardo Lander
Venezuela durchlebt derzeit den vorläufigen Höhepunkt einer Krise, die längst alle gesellschaftlichen Bereiche im erdölreichsten Land der Welt erfasst: Wirtschaftlich liegt Venezuela am Boden, die Gesundheitsversorgung ist katastrophal, Menschen hungern, die Bolivarische Verfassung wurde von der Regierung Nicolás Maduro de facto außer Kraft gesetzt und mit der Selbsternennung von Juan Guaidó zum Interimspräsidenten forciert die rechte Opposition eine Eskalation, die insbesondere durch Interventionen von außen schnell zum Bürgerkrieg werden könnte.
Doch nicht nur der venezolanische "Sozialismus des 21. Jahrhunderts", sondern der gesamte "progressive Zyklus" in Lateinamerika scheint am Ende. Fast alle linken Regierungen haben die Macht verloren oder sind weit entfernt von den Hoffnungen für die sie standen, Armutsbekämpfung und demokratische Inklusion blieben oberflächlich, Ausschluss und Armut nehmen wieder zu, die soziale Ungleichheit blieb ohnehin schwindelerregend. Die erhoffte grundlegende gesellschaftliche Transformation hat nicht stattgefunden.
Woran sind die linken Regierungsprojekte gescheitert? Welche Widersprüche trugen sie in sich und wie geht es weiter?
Edgardo Lander ist Soziologe, Professor emeritus an der Universidad Central de Venezuela in Caracas und in sozialen Bewegungen aktiv. Er ist einer der bedeutendsten Linksintellektuellen Venezuelas. Als Mitglied der Plataforma Ciudadana en Defensa de la Constitución initiierte er im Januar 2019 eine Internationale Erklärung, die sich sowohl gegen den Autoritarismus Nicolás Maduros als auch die Selbsternennung Juan Guaidós zum Präsidenten sowie jeglichen Interventionismus in Venezuela wendet. Lander ist Autor zahlreicher Texte über Demokratietheorie, Grenzen der Industrialisierung und des ökonomischen Wachstums sowie über die lateinamerikanische Linke.
Eine Kooperation von medico internaitonal mit dem Schwerpunkt Süd-Süd- und Geschlechterforschung (Institut für Politikwissenschaft der Goethe-Universität) und dem Entwicklungspolitischen Netzwerk (EPN) Hessen.