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Dienstag, 2. Juli 2019 - 18:00

Incels - Zur Sprache und Ideologie eines Online-Kults

Was ist eine "Stacy"? Und ein "Chad"? Was bedeuten Begriffe wie "Roastie", "blackpill", "Wristcel", "looksmaxing" und "Femoid"?

Es handelt sich hier um den Code der sogenannten Incel-Subkultur, ein Online-Todeskult, der seit 2018 in den Blick der Öffentlichkeit geraten ist "Incel" ist die Kurzform für "Involuntary Celibate"- unfreiwillig im Zölibat lebende. Denn dieses jedoch nur scheinbar unfreiwillige Zölibat konstituiert die komplette Identität dieser frustrierten jungen Männer. Im April 2018 fuhr der Kanadier Alek Minassian mit dem Auto in eine Menschenmenge, um Rache dafür zu nehmen, dass er immer noch keinen Sex gehabt hatte. Sein Vorbild war Elliot Rodger, Held der Incels, der 2014 sechs Menschen tötete, 13 weitere verletzte, und ein über hundert Seiten langes Lamento hinterließ, das zum Manifest der Incel-Bewegung wurde.

Frauen würden einem Sex schulden, und müssen dafür bestraft werden, dass sie diesen verweigern, so der Tenor. Dass Frauenhass, Antisemitismus, Rassismus und die selbstgefällige Anspruchshaltung, man hätte allein seines Geschlechts wegen schon Sex verdient, Schuld daran tragen, dass die sich in der Alt-Right verortenden Incels in der Partnerinnenwahl versagen, wird vehement geleugnet. Denn so wie man Frauen hasst, hasst man als Incel auch sich selbst: Incels hängen dem fatalistischen Glauben an, sie seien aufgrund der eigenen Hässlichkeit ohnehin determiniert, für immer ein Dasein als ungeliebter Einzelgänger zu fristen - Frauen sind schließlich alles oberflächliche Schlampen. Denn es gibt kaum etwas was der Incel mehr verabscheut als selbstbestimmte weibliche Sexualität.

Ventil für den eigenen Frust scheint das Internet. In Foren tauscht man sich mit gleichgesinnten über die Verkommenheit von als "Femoids" dehumanisierten Frauen aus, ergießt sich in Vergewaltigungs- und Mordfantasien, und bestätigt sich gegenseitig, dass man Abschaum sei, denn: Selbst- als auch Frauenhass bestimmen das komplette Dasein der Incels. Dieser permanente, und auch nur vermeintliche Kränkung ist untragbar, und so findet sie ihr Wiedergutmachung im Terror gegen Frauen, wie Männer wie Rodger, Minassian, oder Scott P. Beierle beweisen.

Doch Incels sind keine "schwarzen Schafe", sondern ihre Ideologie ist in patriarchalen Verhältnissen verwurzelt: der Glaube, man hätte das Recht auf Sex oder die Abwertung von Frauen und deren selbstbestimmter weiblicher Sexualität sind auch außerhalb von Incel-Foren hinaus weit verbreitet.

Content Warning: In dem Vortrag werden Misogynie und sexuelle Gewalt (auch gegen Kinder), als auch Rassismus, Antisemitismus, Homophobie und Transphobie behandelt.

Die Journalistin Veronika Kracher (taz, Jungle World, Konkret) beschäftigt sich seit ungefähr einem Jahr intensiv mit der Incel-Subkultur. In diesem Vortrag wird sie anhand sozialpsychologischer Analysen, als auch hermeneutischer Textarbeit, die Ideologie der wohl toxischsten aller männerbündischen Gruppen analysieren und erklären.

Schlagworte: QRQueere RingvorlesungQueergehörtTerrorismustoxische Männlichkeit(en)

_source_ : http://www.queergehoert.de/2019/04/15/02-juli…