Montag, 4. November 2019 - 19:00
Ein kleines Stück davon …
Die Geschichte der Familie Schuhmann
Sie waren ganz normale, einfache aber unbeugsame Menschen: Hausfrauen, Arbeiter, Arbeitslose. Neun Geschwister, aus Frankfurt-Höchst. Sie widerstanden den Nazis, ließen sich nicht vom braunen Alltag einfangen - und zahlten ihren Preis dafür: Hausdurchsuchungen, Erzwingungshaft, Flucht nach Spanien, Zuchthaus, KZ, Moor.
Mario Gesiarz, auch bekannt als Mundartrezitator und Gründer von REZI*BABBEL, ist hier einmal auf ganz anderen Pfaden unterwegs. Er erzählt die Geschichte seiner Familie mütterlicherseits.
Der Urgroßvater wurde 1900 Mitglied der Höchster SPD, war Gründungsmitglied der Gewerkschaft der chemischen Industrie in Höchst und trat später der KPD bei. Der Sohn Karl Schuhmann, geboren 1900 in Höchst, hielt seine Erinnerungen handschriftlich fest.
Ausführlich schildert er seine Jugend in der Kaiserzeit, die Zeit nach dem ersten Weltkrieg, seine Zeit im Zuchthaus Dietz und im KZ Dachau, seine Befreiung und die Nachkriegszeit. Einige interessante Auszüge ergänzen den Vortrag.
Friedrich "Fritz" Schuhmann, Jahrgang 1906, floh 1933 ins Saargebiet und 1936 nach Spanien. Er kämpfte und starb für die demokratische spanische Republik. Sein Schicksal konnte erst 2005 auf- geklärt werden.
Gesiarz: "Ich möchte zeigen, dass man mit humanistischer Gesinnung und gradlinigem, aufrechtem Denken auch in schwierigsten Zeiten widerstehen und sich seine Würde bewahren kann. Solche Menschen braucht es zu allen Zeiten".
Inhalt:
- Eine Jugend in Höchst
- Soldatenzeit 1918
- Widerstand gegen Nazi
- Auf der Engelsruhe werden SA-Männer verprügelt Der Weg in den spanischen Bürgerkrieg
- Widerstand, Zuchthaus, Moor und Dachau
- Leben nach 1945
Eine spannend erzählte Familiengeschichte einer außergewöhnlichen Familie aus Frankfurt-Höchst!
Die Geschichte der Familie väterlicherseits soll folgen: Der Vater, Henryk Gesiarz (1928-2008), Träger der Johanna-Kirchner-Medaille, wurde 1944 mit Eltern und Bruder in Warschau verhaftet und über Auschwitz, Mauthausen, Melk nach Ebensee verschleppt. Mit der US-Army kam er in den 50er Jahren nach Frankfurt am Main.
Veranstaltung der AG Geschichte und Erinnerung, die im Rahmen der seit über 30 Jahren stattfindenden Gedenkwoche zum 9. November, dem Zerstören der (Höchster) Synagoge, stattfindet.