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Mittwoch, 6. November 2019 - 19:00

Streitbar 7: Die Ostdeutschen

Ausgegrenzt und diskriminiert - sind Ostdeutsche die neuen Migrant*Innen?

Knapp 30 Jahre nach der Wiedervereinigung gibt es noch immer strukturelle Unterschiede zwischen alten und neuen Bundesländern. Zwar nimmt das Einkommensgefälle langsam ab - doch das Lohnniveau im Osten ist weiterhin niedriger und das Armutsrisiko höher. Und auch wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel in der DDR aufgewachsen ist - das Gros der gesellschaftlichen Schlüsselpositionen ist mit Westdeutschen besetzt. Das wirkt sich auf das Selbstwertgefühl der Ostdeutschen aus.

Laut einer viel diskutierten Studie der Soziologin Naika Foroutan fühlt sich ein Drittel von ihnen als Bürger* in zweiter Klasse und damit ähnlich benachteiligt wie (speziell muslimische) Migrant*innen. Zugleich richtet sich der Zorn vieler Ostdeutscher nicht nur gegen die Politik, sondern entlädt sich in Rassismus, Antisemitismus und geschichtsrevisionistischem Nationalismus. Aus westdeutscher Sicht blicken viele entsetzt auf "die Nazis im Osten" - und ignorieren die hohen Zustimmungswerte für rassistische Positionen in der eigenen Mitte. Kritik an sozialer Ungleichheit wird als Gemaule ewiger "Jammer-Ossis" abgetan.

Jammern die Ostdeutschen zu viel - oder ist ihre Kritik berechtigt? Sind die Erfahrungen, die Ostdeutsche und Migrant*innen bzw. Muslime machen vergleichbar - oder wird damit Rassismus banalisiert? Befördert ein ostdeutsches Opfernarrativ antidemokratisches Handeln? Und kommen nicht-weiße, migrantische Stimmen im Diskurs um deutsch-deutsche Befindlichkeiten ausreichend zu Wort? Wir sind für eine komplexe Debatte - und suchen bewusst den Streit!

Gäste:

Naika Foroutan, Professorin für Integrationsforschung und Gesellschaftspolitik an der Humboldt-Universität zu Berlin, Gründungsvorstand des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung und Direktorin des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung.

Anetta Kahane, Gründungsmitglied und Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung. Preisträgerin des Moses-Mendelssohn-Preises des Landes Berlin.

Moderatorin: Esther Schapira, Hessischer Rundfunk.

Eintritt frei.

_source_ : https://frankfurter-info.org/termine/streitba…