kommentieren (0)SendeniCalTeilen

Freitag, 6. Dezember 2019 - 20:00

StudioNAXOS: ROT ODER TOT (5)

Der Stoff der letzten Tage der DDR ist aus Euphorie, Mut und Hoffnung, aus Enttäuschung, Ahnungslosigkeit und Verzweiflung gewebt.

Die verkrusteten Strukturen des alten SED-Staates sind aufgebrochen und plötzlich scheinen ungeahnte Veränderungen möglich. Doch wie umgehen mit der neugewonnenen Freiheit? Und um was für eine Art von Freiheit handelt es sich dabei? Im letzten Teil von ROT ODER TOT nehmen uns die Protagonistinnen mit in die wilden 90er Jahre, in denen plötzlich alles möglich scheint: Reform und Rechtsruck, Annäherung und Fremdheit, Selbstverwirklichung und Selbstverleugnung, Aufstiegschance und Arbeitslosigkeit.

Alle Teile von ROT ODER TOT funktionieren als eigenständiger Theaterabend ohne Vorkenntnisse der bisherigen Folgen.

Reservierungen unter www.studionaxos.de

Eintritt: solidarisches Preissystem

Mitwirkende

Regie: Carolin Millner | Bühne: Marcus Morgenstern & Nils Wildegansc Dramaturgie: Theresa Selter | konzeptionelle Beratung: Fee Römer | Kostüm: Maylin Habig | Regieassistenz: Ivana Mitric | Dramaturgieassistenz: Maria Tsitroudi | Kostümassistenz: Jule Räsch Spieler*innen: Sarah Gailer | Johanna Mille

Die Produktion entstand in Kooperation mit studioNAXOS. Ermöglicht wurde das Projekt durch das Kulturamt Frankfurt am Main, dem Ministerium für Kunst und Wissenschaft des Landes Hessen, dem Kulturfonds Rhein Main und flausen-young artists in residence.

Über die Produktion

30 Jahre nach dem Mauerfall ist die aktuelle Geschichtsschreibung über die DDR größtenteils immer noch an den westdeutschen Identitätsbedürfnissen ausgerichtet. Erfahrungen und Werte der Ostdeutschen, die keine dieser Identitäten bestätigten, werden dadurch als falsch und irrelevant gekennzeichnet oder erst gar nicht behandelt.Die Gruppe ELEGANZ AUS REFLEX um die Regisseurin Carolin Millner setzen diesem einseitigen Geschichtsbild ein komplexes und interaktives Erzählen entgegen, in dem sie die Protagonist*innen der damaligen Kultur- und Arbeiterszene der DDR auf die Bühne holen und damit die politische Richtung eines anderen, sozialistischen Deutschlands diskutieren. Dabei kommen uns die Fragen gespenstisch nahe und erzählen sehr viel über unsere kapitalistische Gegenwart und die Sehnsucht nach einer wirklichen Alternative.

Über Eleganz aus Reflex

Mit ELEGANZ AUS REFLEX stehen die jungen Künstler*innen für eine Form des Sprechtheaters, die in enger Verbindung zu Performance und installativer Kunst steht. In der Auseinandersetzung mit geschichtlichen Themen schlagen sie subtile Verbindungen ins Heute und entwickeln Welten, die zwischen Blick in die Vergangenheit und einer utopisch-dystopischen Zukunft oszillieren. Sie glauben daran, dass subversive Kritik von Gegenwart nicht ohne den Blick in die Vergangenheit auskommt.

Carolin Millner, Maylin Habig, Fee Römer, Magdalena Wabitsch und Nils Wildegans bilden den Kern von ELEGANZ AUS REFLEX. Sie arbeiten Recherche-basiert zu motivischen oder thematischen Setzungen (wie zuletzt zur DDR) und mit professionellen Schauspieler*innen. Dabei entstehen Stückentwicklungen, die Sprechtheater und immersive Installation vereinen. Inhaltliches Interesse sind bei ihren Arbeiten Identitäts- Wahrheits- und Erinnerungspolitiken und die gesellschaftlichen wie individuellen Verhältnisse zu diesen. Außerdem bilden Verlust und die Ökonomisierung aller Lebensbereiche das Interesse der Auseinandersetzung.

Häufig arbeiten sie dabei mit Archivmaterial, und verwenden Filme, Theaterstücke, Romane sowie Sachbücher, Tagebucheinträge und Briefwechsel dieser Zeit. Sie versuchen dabei dennoch ein oder mehrere Narrative zu finden, die durch den Abend führen. Wichtig sind ihnen performative Qualitäten des "Unspektakulären", des natürlichen konfrontativen Sprechens, um eine Aktivierung im Sehen, Zuhören und Anteilnehmen bei den Zuschauer*innen zu stiften, sowie subtiler Humor.

Über Carolin Millner

Carolin Millner ist Regisseurin, Mitbegründerin und Teil der künstlerischen Leitung von studioNAXOS - einer Plattform für junge, freischaffende Künstler*innen Hessens - und Mitglied der Gruppe ELEGANZ AUS REFLEX.

Geboren in Halle an der Saale, aufgewachsen in Berlin und Stuttgart, absolvierte sie zunächst ein Studium der Dramaturgie, Soziologie und neueren deutschen Literatur an der LMU München in Kooperation mit der Theaterakademie August Everding in München. Darauf folgte ein Regiestudium in Frankfurt am Main und Zürich, das sie 2019 beendete.

Seit 2014 inszeniert sie an Produktions- und Theaterhäusern wie dem Künstlerhaus Mousonturm, dem studioNAXOS, dem Badischen Staatstheater Karlsruhe, dem Landestheater Neuss und dem Schlosstheater Celle.

Ihre Inszenierungen wurden am Theaterdiscounter in Berlin, dem jungen theater Göttingen und dem Staatstheater Augsburg gezeigt, sowie zu Festivals wie, "frisch eingetroffen" bei zeitraumexit in Mannheim, "KaltstartPro" Hamburg, den Hessischen Theatertagen in Gießen, dem "Outnow-Festival" in Bremen, dem 100° Festival Berlin, dem Büchner Festival in Gießen, dem flausen-Festival nach Bielefeld und dem made in Hessen Festival nach Wiesbaden und Darmstadt eingeladen.

Für ihre Performance zu Wilhelm Tell gewann Carolin Millner den Publikums- und Jurypreis der Versionale in Leipzig, in diesem Jahr folgte für die zweite Folge von ROT ODER TOT der jurypreis des made Festivals. Daneben erhielt sie mehrere Residenzen (Fatzertage in Mülheim an der Ruhr sowie ein flausen-young artists in residence Recherchestipendium und in diesem Jahr eine Residenz im Frankfurt LAB).

Sie ist Alumni des DAAD sowie der Polytechnischen Stiftung als auch der Freunde und Förderer der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main.

Carolin Millners Arbeiten zeichnen sich durch eine choreographische Erzählform aus. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Lust an der Entwicklung material- und themeninhärenter Erzählsprachen.

_source_ : https://frankfurter-info.org/termine/studiona…