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Donnerstag, 16. Januar 2020 - 19:00

Podium - Eine Neubewertung einer umstrittenen Ausstellung

Nächste Woche Donnerstag, den 16. Januar 2020 findet im Festsaal des Studierendenhauses um 19 Uhr das Podium - Eine Neubewertung einer umstrittenen Ausstellung statt. Dies soll eine Ergänzungsveranstaltung zur Contemporary Muslim Fashion Ausstellung im Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main sein und das islamische Kleidergebot neu bewerten.

Nur wenige Monate, nachdem im Historischen Museum auf der einen Main-Seite die Ausstellung "100 Jahre Frauenwahlrecht" die Errungenschaften der Frauenbewegung gezeigt wurden, wollte die Ausstellung "Contemporary Muslim Fashion" auf der anderen Main-Seite "bescheidene" Mode (modest fashion) als Ergebnis von Emanzipation verkaufen.

Es ist in Deutschland noch nicht lange her, dass Frauen in langen Röcken mit mehreren Unterröcken, Korsett und hochgeschlossener Bluse herumlaufen mussten, weil das als "anständig" galt. Diesen Kleiderzwang zu beenden war auch im wörtlichen Sinn eine Befreiung, weil diese "modest fashion" bei vielen Tätigkeiten hinderlich war.

Eine Inszenierung, die islamische Verschleierung lediglich als Mode oder gar Kunst darstellt, macht die historische Notwendigkeit feministischer Kämpfe gegen patriarchale Religion aufzubegehren, unsichtbar. Denn es sind gerade Religion und religiöse Staatsapparate und Autoritäten, die körperliche, (nicht-nur, aber-auch) sexuelle Selbstbestimmung und Geschlechterrolle regulieren und kontrollieren. Auch der Kampf für den Minirock oder die Hose für die Frau in christlichen Gesellschaften muss in diesem Kontext als Zeichen gegen patriarchale Biopolitik begriffen werden. Deshalb ist die Verschleierung nicht nur ein religiöses Symbol. Sie ist ein politisches Instrument, um die strenge und frauenfeindliche Sexualmoral und Weltsicht insgesamt der Scharia durchzusetzen. Zu Ende gedacht, soll die Frau sich nicht nur "sittsam" kleiden, sondern sich komplett aus dem öffentlichen Leben heraus halten und im privaten Herrschaftsbereich ihres jeweiligen männlichen Vormunds verschwinden.

Im Rahmen der Ausstellung Contemporary Muslim Fashion im Museum für Angewandte Kunst vom 5. April bis zum 30. August 2019 gab es einige Veranstaltungen, die sich nach unserem Eindruck einseitig auf das Verhüllungsgebot bezogen haben, aber keine, die eine echte Pro+Contra-Diskussion seiner Bedeutung darstellte. Die mehrfachen Angebote der Migrantinnen für Säkularität und Selbstbestimmung zu einer solchen Diskussion wurden vom Museum nicht aufgegriffen. Daher soll diese Diskussion nun unabhängig vom Museum für Angewandte Kunst als Ergänzung zu den vielen einseitigen Veranstaltungen zur Ausstellung gedacht werden und drei neue Perspektiven der Frankfurter Stadtgesellschaft angeboten werden.

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