Freitag, 30. Oktober 2020 (keine zeit)
CANNING AREAS
Ausstellungseröffnung
Die Situation, in der wir uns befinden, ist paradox. Die "ökologische Krise" wird breit im öffentlichen Diskurs verhandelt und die Erschütterung über das Ergebnis von 250 Jahren Kapitalismus schlägt sich vor allem in Wissenschaft, Kunst und Kultur nieder. Staat und Unternehmen befassen sich seit Jahrzehnten mit Nachhaltigkeitskonzepten, für die Wissenschaft und Technologie das Fundament bereitstellen. Und schließlich wird mit den neuen Klimabewegungen der Dringlichkeit eines Kurswechsels augenfällig Nachdruck verliehen.
Zugleich schreitet die Zerstörung des planetaren Ökosystems ungebremst voran und die krisenanfällige Weltökonomie kommt erst durch eine Pandemie für einen kurzen Moment zum Erliegen. Als Nebeneffekt einer weltweiten Rezession konnte der globale CO2-Ausstoß erstmals sichtbar reduziert werden. Zuvor wurden Wälder fortwährend gerodet, Autos im Durchschnitt immer größer und der Flugverkehr befand sich zweifelsohne auf seinem Höhepunkt. Währenddessen führt das vergebliche Warten auf einen Green New Deal unausweichlich zu der Wunschvorstellung, alternative Lebensräume zu kreieren, um der Spezies Mensch ein Überleben zu sichern. Viel Geld wird in Projekte investiert, die versuchen im Gewand der Science Fiction, das noch Bestehende zu konservieren, abzukapseln oder zu isolieren. Doch eine globale sozial-ökologische Transformation wird so allenfalls konterminiert.
Dieses Paradoxon bildet den Ausgangspunkt der künstlerischen Auseinandersetzung der drei Arbeiten von Sarah Reva Mohr, Jeronimo Voss und Frankziska Wildt in Canning Areas. Dabei werden insbesondere die Grenzen zwischen Natur und Technik, Utopie und Dystopie sowie Exklusion und Inklusion hinterfragt und neuverhandelt. Die Verbindungslinien zwischen vermeintlich Vergangenem, dem noch Bestehenden und dem, was zukünftig sein wird, bilden ein wiederkehrendes Moment in allen drei Arbeiten.
Konzept und Kuration: Mounira Zennia
Gestaltung: Anna Sukhova Tanya Tverdokhlebova
Ausstellung und Begleitprogramm finden im Rahmen des Schwerpunktes Transform. Wege aus der Klimakrise statt.
Mit Unterstützung von Rosa Luxemburg Stiftung Hessen, Brot für die Welt, Heinrich Böll Stiftung Hessen, Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und wohnen, Asta der Uni Frankfurt