Dienstag, 4. Mai 2021 - 20:00
L'imagination du pouvoir? Feministische Perspektiven auf Utopie und Phantasie bei Herbert Marcuse
Ein Vortrag von Janina Schreckenberger
Wenn das Proletariat nicht aufgrund seines Klassenstandpunktes die Utopie einläutet, wie ist es dann möglich, trotzdem in einen Zustand der Befreiung zu kommen? Auf der Suche nach einer Anlage zur Utopie im Menschen stößt Herbert Marcuse ausgerechnet auf die Trieblehre von Sigmund Freud. In der historischen Aufspaltung der Triebe in Realitäts- und Lustprinzip sieht er den Grund für die Unterdrückung und findet mit dem Eros und der Phantasie zwei Kräfte, in denen er utopisches Potential sieht. Wenn nicht mehr Triebsublimierung die Grundlage für Kultur sei, sondern Triebbefreiung, könne es eine Welt ohne Herrschaft geben. Als wichtigste Voraussetzungen dafür nennt Marcuse die Automatisierung von Arbeit und die Reduktion der Arbeitszeit auf ein Minimum. Damit könne das Reich der Freiheit ausgeweitet wer- den, während das Reich der Notwendigkeit - alles was zur Reproduktion menschlichen Lebens notwendig ist - auf ein Mindestmaß reduziert würde. Feministische Kritik an diesem Utopieentwurf gibt es nur in vereinzelten Seitenhieben und Kommentaren zu Marcuse. Dabei stecken eine Vielzahl vergeschlechtlichter Annahmen und Vorstellungen sowohl in Freuds Kulturmodell, als auch in Marcuses Modifikation desselben.
Im Vortrag wird Marcuses psychoanalytisch fundierter Utopiebegriff systematisch auf patriarchale Grundannahmen untersucht und am Ende die Frage aufgeworfen, ob sein universal anmutendes Utopiemodell tauglich ist für eine feministisch-befreiende Theorie und Praxis.
Aus der Vortragsreihe "Psychoanalytische Arbeiten - Arbeiten mit der Psychoanalyse"
alle Vorträge finden über Zoom statt (Infos siehe Flyer)
04.05.2021, 20 Uhr
Janina Schreckenberger
Feministische Perspektiven auf Utopie und Phantasie bei Herbert Marcuse
18.05.2021, 20 Uhr
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01.06.2021, 20 Uhr
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