Samstag, 2. Juni 2018 - 17:00
Weil du auch ein_e Arbeiter_in bist
erstellt von Antifa Kritik & Klassenkampf
Viele von uns trennen zwischen unserer politischen Identität und den materiellen Grundlagen unserer Existenz. Deshalb laden wir euch alle zu einem Treffen ein, um gemeinsam über unsere Arbeitsverhältnisse zu reden und die Möglichkeit konkreter Interventionen und Kämpfe zu entdecken.
Markus ist Kommunist. Er hat den Kapitalismus genau begriffen, und weil er ihn noch genauer begreifen will, studiert er eine der einschlägigen Wissenschaften. Aber er will den Kapitalismus nicht nur begreifen - er will ihn auch abschaffen! Deshalb klebt er auf die Klotüre seiner Lieblingskneipe Aufkleber, die hierzu auffordern. Auch auf Demos ist er sehr aktiv und fordert lautstark die Revolution. Markus ist aber auch Hedonist. Und die ganzen schönen Sneaker, die Drogen und das Essen vom Lieferdienst gibt es leider (noch) nicht umsonst. Deswegen geht Markus auch arbeiten. Arbeit ist scheiße, deswegen ist er einfach nur froh, wenn sie vorbei ist. Er ist genervt von Vorgesetzten, langen (oder zu kurzen) Schichten und der zu geringen Bezahlung. Was tut Markus also? Er schweigt und beisst die Zähne zusammen, schließlich ist der Job nur eine Zwischenlösung.
"What's wrong with this picture?"
Viele von uns trennen zwischen unserer politischen Identität und den materiellen Grundlagen unserer Existenz. Das hat nicht nur konkrete materielle Nachteile für uns (z.B. wenn wir Ausbeutung am Arbeitsplatz einfach hinnehmen), sondern führt auch zu Problemen bei der Organisierung gesellschaftlicher Kämpfe, bei denen die Linke sich vor dem Problem sieht, den Anschluss an "die Leute" zu finden.
Aus materiellen wie Strategischen Gründen fänden wir es vielversprechend, wenn Linke sich selbst als Lohnabhängige wahrnähmen, die sich in gesellschaftlichen Widersprüchen befinden - und zwar auf der gleichen Seite wie "die Leute". Die Leute - das sind wir!
"Was tun?"
Deshalb laden wir euch alle zu einem Treffen ein, um gemeinsam über unsere Arbeitsverhältnisse zu reden und die Möglichkeit konkreter Interventionen und Kämpfe zu entdecken: Wahrscheinlich bist DU nicht als einzige/r in einem bestimmten Arbeitsfeld aktiv und hast nicht als einzige/r mit bestimmten Problemen zu schaffen. Uns interessiert:
- Wo arbeiten wir Linke?
- Wie sehen unsere Arbeitsverhältnisse aus?
- Welche materiellen Konflikte haben wir am Arbeitsplatz?
- Wie können wir aus einzelnen Problemen gemeinsame Kämpfe entwickeln?
"Und was hat das ganze mit dem Kommunismus zu tun?"
Dass wir keine sozialdemokratischen Gewerkschafter_innen sind, dürfte klar sein. Wir finden aber, dass dieser Ansatz, sich mit dem scheinbar banalen klein-klein unserer Arbeitsverhältnisse zu beschäftigen, notwendiger Bestandteil linksradikaler Politik sein muss und über die bestehenden Verhältnisse hinausweist, denn sie schafft Voraussetzungen für eine soziale Revolution:
- das Begreifen der eigenen materiellen Interessen
- die Organisation von Menschen aufgrund gemeinsamer materieller Interessen,
- das Bewusstsein dafür, dass diese Interessen letztlich nicht innerhalb des Kapitalismus zu befriedigen sind.